- Scherung
- Sche|rung 〈f. 20; Phys.〉 Verformung eines Materials durch zwei parallel, aber entgegengesetzt angreifende Kräfte (\Scherungswinkel)
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1. (Mechanik) Verformung eines Materials durch zwei parallel zueinander in entgegengesetzter Richtung wirkende Kräfte.2. (Math.) durch Parallelverschiebung bestimmter Punkte od. Seiten einer geometrischen Figur bewirkte mathematische Abbildung, bei der die Figur zwar ihre Form, nicht aber ihren Flächeninhalt ändert.* * *
Scherung,1) Geologie: tektonische Verformung eines Gesteins durch Verschiebung an zahlreichen parallelen, senkrecht zur Druckrichtung stehenden Gleitflächen (Scherflächen), ohne dass das Gestein seinen Gesamtzusammenhang verliert. Die Bewegungen erfolgen meist an Schichtflächen, bei hohem Druck auch unabhängig von diesen an Schieferungsflächen; zum Teil entstehen durch Scherungen auch Klüfte (Scherklüfte).2) Geometrie: Gleitung, eine affine Abbildung (Affinität), bei der die Affinitätsstrahlen, entlang denen projiziert wird, parallel zur Affinitätsachse (bei der Scherung in der Ebene) beziehungsweise zur Affinitätsebene (bei der Scherung im Raum) verlaufen. Scherungen sind flächen- beziehungsweise volumentreue Abbildungen; sie erlauben es, die Inhaltsberechnung schwieriger Figuren (Parallelogramm, schiefe Pyramide) auf diejenige einfacherer (Rechteck, gerade Pyramide) zurückzuführen.3) Mechanik: Schiebung, Schubverzerrung, Formelzeichen γ, die Verformung eines durch die Seiten dx und dy gegebenen rechtwinkligen Flächenelements ohne Änderung seines Flächeninhalts (veranschaulicht durch gegensinnige Drehung der beiden Seiten um den gemeinsamen Eckpunkt). Die dadurch im Innern des Körpers auftretende Schubspannung (Scherspannung) ist der Formänderung proportional; der Proportionalitätsfaktor heißt Schub- oder Gleitmodul, sein Kehrwert Schubzahl. Die Scherung ist definiert als γxy = ∂v / ∂x+ ∂u / ∂y = γyx; dabei ist ∂u eine Verrückung in x-Richtung und ∂v eine in y-Richtung. Bei dreidimensionaler Verzerrung gilt für die Schnittflächen parallel zur yz-Ebene beziehungsweise parallel zur zx-Ebene: γ yz = ∂w / ∂y + ∂v / ∂z = γzy und γzx = ∂u / ∂z + ∂w / ∂x = γxz; ∂w ist eine Verrückung in z-Richtung.Maßgebende Kennwerte eines Werkstoffes für sein Verformungsverhalten sind neben seiner Trennfestigkeit seine kritische Schubspannung und seine Schubfestigkeit (Scherfestigkeit, Festigkeit). Sobald bei einer bestimmten Beanspruchung die kritische Schubspannung erreicht wird, beginnt der Werkstoff zu fließen; erreicht sie die Schubfestigkeit, so gibt es einen Gleitbruch, falls nicht schon vorher die größte Normalspannung die Trennfestigkeit erreicht hat (Trennbruch). Das Verhalten eines Werkstoffes hängt also außer von seinen Kennwerten auch von dem Spannungszustand ab. - Besonders wichtig ist die Scherfestigkeit z. B. bei auf Schub beanspruchten Niet- und Stiftverbindungen und beim scherenden Trennen eines Werkstoffes.* * *
Sche|rung, die; -, -en [zu ↑Schere]: 1. (Mechanik) Verformung eines Materials durch zwei parallel zueinander in entgegengesetzter Richtung wirkende Kräfte. 2. (Math.) durch Parallelverschiebung bestimmter Punkte od. Seiten einer geometrischen Figur bewirkte mathematische Abbildung, bei der die Figur zwar ihre Form, nicht aber ihren Flächeninhalt ändert.
Universal-Lexikon. 2012.